Die Tabletkarawane in der Städt. Kindertageseinrichtung Hermann-Gmeiner-Weg

von Sabine Ritz

HGW_Projektbericht_klein

Einsatz im Hort- und Kindergartenalltag

Medien sind ein Bestandteil der täglichen pädagogischen Arbeit und sind in die Lern- und Spielwelten der Kinder integriert.

Die Kinder nutzen das Tablet selbstständig und erkunden und erforschen gemeinsam die Möglichkeiten, die ihnen das Tablet bietet. Dabei unterstützen und helfen sie sich gegenseitig.

Durch Aushänge über verwendete Apps werden die Eltern über das Projekt informiert und mit einbezogen.

Das Einsatzgebiet des Tablets liegt im kreativen und musischen Bereich. Ziel ist es, das die Kinder im Hort selbstständig ein kleines Video erstellen. Die Vorschulkinder lernen das neue Medium kennen und sammeln die ersten Erfahrungen mit dem Tablet.

Allgemeine Ziele des Tablet Projektes

Die Kinder

  • lernen ein neues Medium kennen und erforschen seine Möglichkeiten

  • helfen und unterstützen sich gegenseitig beim Ausprobieren der verschiedenen Apps

  • bewerten die ausprobierten Apps (Hort)

Konkrete, einrichtungsspezifische Ziele des Projekts

  • im kreativen Bereich Erfahrungen sammeln,

  • einen kleines Video selbstständig erstellen

Allgemeines über den Einsatz des Tablets

Medien sind ein wichtiger Bestandteil der Lebenswelt der Kinder. Deshalb dürfen sie nicht aus dem pädagogischen Alltag ausgegrenzt werden. Dabei wird die medienbezogene Vorerfahrung berücksichtigt und mit einbezogen.

Der Einsatz des Tablets im Kindergarten ist während der Medienarbeit mit den 5-6 jährigen am Vormittag. Den Hortkindern steht das Tablet während des Hortalltags unbegrenzt zur Verfügung.

Es ist zu beobachten, dass sowohl Kindergarten- als auch Hortkinder das selbstständige ausprobieren der verschiedenen Apps großen Spaß bereitet. Sie haben keine Scheu oder Bedenken unbekannte Apps auszuprobieren, bzw. mit ihnen zu experimentieren. Gemeinsam erforschen sie die Apps, um herauszufinden was sie alles kann. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, holen sie sich Hilfe oder Unterstützung bei anderen Kindern bzw. dem Personal.

Sie setzen sich mit den Apps auseinander und geben ihr Wissen an andere weiter. In Gesprächen untereinander bewerten sie ihre Lieblingsapps, teilen mit, warum sie gerade diese App so toll finden oder was ihnen gar nicht gefällt.

Hier die Auswertung der Abstimmung der Vorschul- und Hort Kinder. Es werden nur die 4 meistgenannten Apps aufgeführt:

Ergebnis der Abstimmung der 5-6jährigen über ihre Lieblingsapp

Malduell                                             IIIII II            (7)

X-Mas Weihnachtsfrisur               IIII                 (4)

Wimmelbuch                                    II                    (2)

Malkamera                                        II                    (2)

Die Hortkinder bewerten ihre Lieblingsapps durch einen Bewertungsbogens

Ergebnis der Abstimmung der Hortkinder über ihre Lieblingsapp

Foldify                                              IIIII IIIII III      (13)

            

Malduell                                          IIIII IIIII II        (12)

            

PuppetPals2                                  IIIII IIII               (9)

          

Foldman                                         IIIII III                 (8)

             

Einsatz der Apps

Malduell

Diese App kam bei den 5-6 jährigen Kindern, wie bei den Hortkindern sehr gut an.

Zwei Kinder malten gegeneinander eine vorgegebene Form aus. Ziel war es, möglichst schnell und perfekt die Vorgabe auszumalen und dann auf den „Fertig“-Button zu drücken. Dies bereitete einigen Kindern Schwierigkeiten, da sie den Button nicht lang genug „drückten“

Es gab 5 Durchgänge und wer zum Schluss die meisten Punkte gesammelt hatte, war der Sieger. Je mehr Punkte in den einzelnen Durchgängen gesammelt wurden, desto schwieriger wurde es, da die auszumalenden Formen immer nur kurz erschienen und dann wieder verschwanden.

Die Kinder im Hort stellten sehr schnell fest, das sie durch „Gekritzel“ im Vorteil waren, da sie viele Punkte für die Schnelligkeit bekamen. Deshalb stellten sie ihre eigene Regel auf: Wer einfach nur kritzelt, sich also nicht bemüht, die vorgegebene Form auszumalen, bekommt die „Rote Karte“ und wird disqualifiziert.

Diese Regel wurde von allen Kindern akzeptiert.

Außerdem konnten für das Malduell eigene Vorlagen von den Kindern erstellt werden. Dabei kamen teilweise äußerst komplizierte Vorgaben heraus. Leider konnte nur eine begrenzte Anzahl von eigenen Vorlagen erstellt werden und dann mussten bestehende übermalt werden.

Variante:

Es malten 2 Mannschaften mit je 5 Kindern gegeneinander. Jeder malte einmal. Sieger war das Team mit den meisten Punkten.

Diese Variante kam besonders gut bei den Kindergartenkindern an, da lange Wartezeiten vermieden wurden und sie sich gegenseitig anfeuern konnten.

Foldify

Mit dieser App konnten die Kinder im Hort 3D-Figuren erstellen. Die geometrischen Figuren konnten ausgestaltet, ausgedruckt, gefaltet und zusammengeklebt werden.

Foldify war der absolute Favorit bei den Hortkindern von der 1. – 4. Klasse.

Während der Ausgestaltung der Figur fand eine rege Kommunikation zwischen den Kindern statt. Es wurde besprochen, warum welche Form, Farbe oder Muster ausgewählt wurde. So waren Figuren im Minecraft-Outfit besonders beliebt.

Beim Zusammenkleben der Form halfen die Kinder sich gegenseitig. Anschließend fanden mit den fertigen Figuren Rollenspiele statt. Teilweise sprachen sich die Kinder vorher ab, welche Figuren noch gebraucht wurden und gestalteten diese dann gemeinsam.

Die Kinder speicherten ihre fertigen Werke selbstständig ab und druckten sie in eigener Verantwortung aus. Auch dabei halfen sie sich gegenseitig mit Tipps, z.B. nicht den kleinen Ausdruck zu wählen, da es schwierig sei, die Figuren dann zusammenzukleben.

Auch wurden die Figuren mit der Zeit detailreicher, d.h. die Autos bekamen Blinker, Scheiben und Scheibenwischer, die Häuser Türen und Fenster. Einige Kinder fotografierten sich auch mit der App und fügten ihre Fotos in die Figuren ein.

Da die App bei den Kindern sehr beliebt war, legten sie selbstständig eine Reihenfolge fest, wer wann an der Reihe war.

Leider war es nicht möglich, das Extra „Christmas“ zu installieren. Mit diesem Extra hätten weihnachtliche Figuren gestaltet werden können.

Inzwischen sind diese Extras durch einige Updates in die App integriert.

Puppet Pals 2

Die App ist für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Kinder aus der 1. Klasse kamen gut mit ihr zurecht und es entstanden viele unterschiedliche Filme.

Die App bot verschiedene Schauplätze wie z.B. Wüste, Unterwasserwelt, Nordpol oder Straße. Die Figuren und verschiedenen Fortbewegungsarten waren den Schauplätzen angepasst, wie auch die Musik.

Die Figuren konnten gehen, sprechen, sich ins Auto setzen, Arme und Beine bewegen. Außerdem konnten auf die vorgegebenen Figuren das eigene Foto als Kopf gesetzt werden.

Die App war einfach zu bedienen und erklärte sich von selbst. Die Kinder dachten sich kleine Geschichten aus und setzten diese um, wobei die Anzahl der Akteure sehr unterschiedlich war. Sie reichte von einem Kind bis zu fünf Kindern, das/die einen Cartoon-Film produzierten. Dabei standen mehrere Kinder um das Tablet herum und jeder bewegte seine Figur.

Die Lieblingsschauplätze waren die Unterwasserwelt, die Wüste und der Nordpol. Es entstanden viele unterschiedliche kleine Filme.

Die App wurde von den Kindern völlig selbstständig genutzt und sie entdeckten auch die Funktion, ein eigenes Foto für eine Figur zu verwenden, alleine. Allerdings wurde diese Möglichkeit von den Kindern kaum genutzt.

Faltmännchen

Diese App ist die mediale Variante zu dem alten Spiel „Faltmännchen“. Die App kann alleine, zu zweit oder zu viert gespielt werden, wie das Faltmännchen zeichnen auf Papier.

Die Spieler zeichnen abwechselnd ein Teil der Figur. Die App setzt die Bilder zusammen und zeigt das fertige Werk anschließend an. Dabei mussten die Kinder darauf achten, mit ihrem Teil des Bildes genau anzusetzen.

Neben der herkömmlichen einfachen Figur überlegten sich die Kinder weihnachtliche Varianten und erstellten ihre eigenen Vorlagen, z. B. Engel, Weihnachtsmann, Rentier (siehe Beispielbilder unten).

Von der digitalen App kamen die Kinder dann auch zur Papiervariante der früheren Zeit.

Toca Hair Salon – Christmas Gift: X-Mas Weihnachtsfrisur 

Diese App funktioniert so ähnlich wie der übliche „Toca Hairsalon“. Die Kinder haben die Wahl zwischen dem Weihnachtsmann und dem Tannenbaum zu wählen.

Sie konnten dem Weihnachtsmann den Bart abrasieren und ihn wieder wachsen lassen, die Haare waschen und färben, kämmen und anschließend fotografieren (siehe Beispielbild unten).

Diese App ist ein kleiner Zeitvertreib für Zwischendurch.

Die Kindergartenkinder mochten diese App, die Hortkinder zeigten aber kaum Interesse.

Wimmelbuch – Auf dem Land

Diese App ist für Kindergartenkinder. Sie ist so aufgebaut, wie die bekannten Wimmelbücher.

Für das Fotoalbum mussten die Kinder auf den verschiedenen Seiten vorgegebene Motive suchen und diese fotografieren. Teilweise war es recht schwer, die gesuchten Bilder zu finden, aber gemeinsam lösten sie die gestellten Aufgaben.

Dabei zeigte die App genau an, wie nah man am gesuchten Bild war.

Malkamera

Diese App kam besonders gut bei den Kindergartenkindern an. Sie fotografierten sich gegenseitig und „verzierten“ anschließend ihr Foto. Einige malten sich nur einige Striche ins Gesicht, andere konnte man nach ihrer Malaktion nicht mehr erkennen.

Die Hortkinder experimentierten zwar mit dieser App, fanden sie aber nicht besonders interessant.

Wortzauberer

Mit dieser App konnten die Kinder schreiben üben. Es gab vorgegebene Wörterlisten, es konnten eigenen Listen mit Wörtern und Sätzen erstellt werden, die Groß- und Kleinschreibung wurde berücksichtigt und eine angenehme Stimme las die Wörter vor.

Den Kindern bereitete das freie schreiben den meisten Spaß. Sie diktierten sich gegenseitig die Lernwörter oder Sätze und kontrollierten sie anschließend auch gemeinsam. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad einstellbar.

Die vorgegebenen Wörterlisten interessierten sie kaum, da diese nichts mit den aktuellen, in der Schule verlangten, Wörtern zu tun hatten. Aber die App bietet die Möglichkeit eigenen Listen mit Lernwörtern anzulegen und diese dann zu üben.

Ein Kritikpunkt bei dieser App war, dass trotz voller Lautstärke, die vorgesprochenen Wörter teilweise kaum zu verstehen waren. Dies hat sich nach Updates verändert.

Zwei Studentinnen von „help und learn“ setzten dies App auch für ein Uni-Projekt erfolgreich ein.

Fazit

Die Eltern standen dem Tablet-Projekt äußerst positiv gegenüber und fragten nach den verwendeten Apps und ihrem Einsatzgebiet. Die Rückmeldung der Eltern war stets freundlich und interessiert.

Die Kinder sprachen mit ihren Eltern über die Apps und installierten sie auf ihren Wunsch auf den eigenen Geräten. Dabei war ihnen nicht wichtig, ob sie etwas kosteten oder nicht, sondern deren pädagogische Wert.

Dabei stellten die Kinder auch fest, dass einige Apps alleine keinen Spaß machten, weil mindestens 2 Personen mitmachen mussten (Malduell oder Faltmännchen) oder es mit mehreren einfach lustiger war (Puppet Pals 2)

Auch die Kindergartenkinder experimentierten und erforschten das iPad lieber gemeinsam, als alleine. Generell war zu beobachten, das dass iPad von Mädchen und Jungen gleichermaßen genutzt wurde, ebenso die eingesetzten und von den Kindern ausgewählten Apps.

Es war daher auch wichtig, den Kindern die Möglichkeit zu geben sich mit den verwendeten Apps auseinander zusetzen oder sie zu bewerten, z.B. mit einem Bewertungsbogen. Eine weitere Möglichkeit bot sich bei dem Fachtag „Kaleidopäd“, an dem die beteiligten Kinder ausgewählte Apps vorstellen und beschreiben konnten.

Auch die Möglichkeit sich mit dem Tablet frei zu bewegen und nicht an hinderliche Kabel gebunden zu sein, ist ein Vorteil gegenüber festen Computerstationen. Da es auch leichter als ein Laptop ist, kann es überall einsatzbereit sein, z. B. bei Ausflügen.

Wichtig ist auch ein gleichberechtigtes miteinander der verschiedenen Medien. So verbindet z. B. die App „LeYo!“ die digitale Medienwelt mit einer Buchreihe aus dem Carlson-Verlag. Dabei können sich die Kinder einfach nur das Buch anschauen oder mit der App sich weitere Infos holen, z.B. wie die Flaggen der Länder entstanden sind („Mein Atlas“). Weitere Bücher dieser Reihe sind „Mein großer Märchenschatz“, „Mein Bauernhof“, „Meine Jahreszeiten“, „Mein erstes Bildwörterbuch“ und noch einige andere. Die Reihe wird fortgesetzt.

Es wäre wünschenswert, wenn die Horte sehr zeitnah mit iPads, W-Lan und W-Lan-Druckern ausgestattet werden könnten, denn die Kinder wachsen in einer digitalen Welt auf. Tablets und Computer gehören in ihre Lebenswirklichkeit und sind in vielen Lebenssituationen präsent und nicht mehr weg zu denken. Deshalb ist es wichtig, die Kinder zum verantwortungs~ und sinnvollen Umgang anzuleiten und sie auch auf Gefahren aufmerksam zu machen.

Nach einer von den Kindern gestalteten Vorlage für die App „Foldman“

malduell1 malduell2

Beispiel aus der App „X-mas Weihnachtsfrisur

Weihnachtsmann

Eine Figur entsteht mit der App „foldify“

foldify