„Medien. Pop. Kultur“: Das war das Motto des 21. Gautinger Internettreffens, das von 22. bis 24. März 2021 stattfand und sich mit dem Einfluss von Kinder- und Jugend-Trends auf die pädagogische Arbeit auseinandersetzte.

Erstmals in der Geschichte der Tagung fand das Internettreffen als reine Online-Konferenz statt. Die Tagungsleitung und Moderation erfolgte aus dem Institut für Jugendarbeit in Gauting, die Referierenden und Teilnehmenden waren digital zugeschaltet. Insgesamt nahmen rund 150 Personen an den drei Veranstaltungstagen teil.

Auf dieser Seite finden Sie einen Kurzbericht sowie Präsentationen und Materialien von der Tagung.

Impulsvorträge:

Maja Götz vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) in München eröffnete die Tagung. Sie berichtete in ihrem Vortrag „Prinzessinnen, Topmodel und lustige Loser“ u.a. vom bedeutenden Einfluss von Influencer*innen auf die Selbstwahrnehmung von Jugendlichen.

Mit einem Selbstexperiment, bei dem alle Teilnehmenden über ihre eigenen Kindheitsheld*innen nachdenken sollten, stellte Götz einen Kontrast zu aktuellen Vorbildern her. Heute ist eine klare Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Rollenbildern für Kinder und Jugendliche zu erkennen: Männer müssen stark sein und sollen keine Gefühle zeigen, Mädchen sind hingegen schlank, perfekt und wunderschön inszeniert. Vor allem bei Mädchen führt das oft zu Selbstzweifeln und vor allem auf Social Media zu einem unrealistischen Bild von sich selbst. Mit zahlreichen Beispielen bewies Maja Götz, dass die Bildern aus (sozialen) Medien nicht der Realität entsprechen und Kinder und Jugendliche für den Umgang mit Vorbildern sensibilisiert werden müssen.

Auf der Seite des IZI sind einige Artikel von Maya Götz zu diesem Thema zu finden.

Sabine Feierabend vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) in Baden-Baden warf in ihrem Impulsvortrag „Mehr Medien dank Corona“ einen Blick auf die jugendliche Mediennutzung im Jahr 2020.

Durch den pandemiebedingten Lockdown wurden von Jugendlichen Plattformen wie YouTube, Instagram, TikTok und Netflix deutlich intensiver als zuvor genutzt. Dabei sticht YouTube auch als alternative Lernplattform und Informationsquelle (neben Google, Wikipedia und den Nachrichten) heraus. Auffallend sind die geschlechtsspezifischen Interessen: Mädchen nutzen überwiegend Konnunikations-Tools wie Instagram, Snapchat und TikTok, während Jungs häufiger auf Twitch und Twitter unterwegs sind. Auch beim Gaming wird klar: Jungs besitzen häufiger einen PC oder Konsolen, während Mädchen vor allem auf dem Laptop oder auf dem Handy spielen.

Die Studien des mpfs sind online kostenlos abrufbar.

Beim Mediensalon des Netzwerks Interaktiv berichtete David Mayonga aka Roger Rekless von seinen eigenen Erfahrungen mit Rassismus, vom ersten Kindergartentag an bis zu heutigen Fahrten in der S-Bahn. Der Künstler und Aktivist beleuchtete auch die Bedeutung von Kolonialismus und Rassismus in der europäischen Geschichte und verdeutlichte, dass fremdenfeindliches und rassistisches Gedankengut nach wie vor weit verbreitet sind.

Mayonga machte deutlich, dass wir uns aktiv mit Rassismus auseinandersetzen müssen, wenn wir ihn bekämpfen und beseitigen möchten. Der Kampf gegen Hass und Ausgrenzung wird auch zukünftige Generationen betreffen, doch es ist ein wichtiger Kampf, in dem wir gemeinsam für Menschlichkeit kämpfen müssen.

Das Buch von David Mayonga ist hier erhältlich, mehr von Roger Rekless gibt es in seinem Instagram-Profil.

Tag zwei wurde mit einem Impulsvortrag von Thomas Walden von der Universität Bielefeld eröffnet. In seinem Beitrag über „Hollywood-Pädagogik“ wurden Blockbusterfilme als Navigations- und Orientierungshilfe in postdigitalen Lehr-Lernprozessen untersucht. Walden erläuterte, dass Fachkräfte aus der Pädagogik und Jugendarbeit stets up-to-date bleiben sollten, auch mit Blick auf die Popkultur und Blockbuster-Filme. Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sich stets ähnliche Charaktere sowie Handlungsstränge wiederfinden. Am Beispiel des ersten „Star Wars“-Films (Episode IV) belegte er, inwiefern das Schema der Heldenreise wiederzufinden ist und wie wir als Zuschauer*innen zusammen mit dem Helden des Films lernen können. Auf das Scheitern des Helden folgen Schwellen, Lernprozesse und Prüfungen, die letztlich zum Erfolg führen. Auf Basis dieser Beobachtungen erstellte Walden eine didaktische Landkarte für Lernprozesse einer postdigitalen Medienpädagogik.

Die Präsentation von Thomas Walden steht zum Download bereit.

Beispiele aus der Projektarbeit mit Webvideos im Jugendzentrum präsentierte das Café Netzwerk in München. Sabrina Werner stellte das YouTuber-Treffen „TubeMunich“ vor und zeigte einige dabei entstandenen Beispiele, wie Videos gegen Homophobie und für politische Beteiligung. Sie verdeutlichte das Projektziel, das v.a. auf einer Vernetzung der Zielgruppen „Zuschauer*innen“ und „Creator“ basiert und die Zusammenarbeit mit Jugendlichen stets in den Fokus rückt.

Aus der Sicht eines Creators erzählte Momo Srour, dass die Tätigkeit als YouTuber ein „Vollzeithobby“ ist: Man muss 24 Stunden täglich erreichbar sein und unglaublich viel Arbeit in die Videos stecken, um Erfolg haben zu können. Ihm war das anfangs – ebenso wie vielen anderen Producern – nicht bewusst, dennoch machte ihm sein Hobby lange Zeit viel Spaß. Doch die Zeiten ändern sich, zu hauptberuflichen Webvideo-Produzierenden werden nur die Wenigsten. Auch TubeMunich hat im Lauf der Zeit von einem „Fantreffen“ zu einem Austauschtermin für Kreative gewandelt.

Die Präsentation des Café Netzwerk kann hier heruntergeladen werden.

Am letzten Tag der Veranstaltung referierte Birgit Braml von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) über „Jugendmedienschutz in Zeiten der Digitalisierung“ und über aktuelle Entwicklungen, z.B. das neue Jugendschutzgesetz.

Der Jugendschutz ist im Grundgesetz verankert und kann auch die Meinungsfreiheit einschränken, erläuterte Braml. Dies gilt auch für Spiele, Online- oder App-Angebote, denn wenn diese nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, können sie gesperrt werden. Es gibt die Abstufung von absolut unzulässigen Angeboten für Jugendliche , wie Gewalt und sexuelle Inhalte, relativ unzulässigen Angeboten, die nur ab einem bestimmten Alter gelten, und entwicklungsbeeinträchtigenden Angeboten, die dann mit Zeitgrenzen und Schutzvorkehrungen versehen werden. Die deutsche Politik und die Landesmedienzentralen bemühen sich intensiv, ungeeignete Inhalte für Kinder unzugänglich zu machen, doch die Handlungsmöglichkeiten stoßen in der international vernetzten Medienwelt an ihre Grenzen. Daher sind in vorsichtiger Umgang und eine Beaufsichtigung von Kindern im Internet unablässig.

Weitere Infos dazu sind auf der BLM-Website zu finden.

Angelika Beranek von der Hochschule München beschäftigte sich in ihrem Impulsvortrag „In and Out (-side the game)“ mit der Geschichte des Gaming. Angefangen von LAN-Parties als gemeinsame Events und Mittel der Zusammenkunft, über die sog. „Killerspiel-Debatte“, in der es um die Frage nach der Aggressivität von Shootern (und ihrer Spieler*innen) ging, bis zur Debatte über Computerspielsucht, durchlief diese Entwicklung zahlreiche Höhen und Tiefen.

Heute stellt sich mehr die Frage, ob man nicht zu pädagogisch im Spielkonzept wird. Gaming ist allgemein ein riesiges Thema geworden, auch wenn man nicht aktiv daran teilnimmt. Nun ist es unsere Aufgabe es als Verbindungspunkt für Kinder Jugendliche zu nutzen.

Die Präsentation ist hier zu sehen.

Praxisimpulse:

In Form von Praxisimpulsen in Kleingruppen wurden konkrete Projektbeispiele und Anregungen an die Teilnehmenden vermittelt. Diese acht Inhalte wurden thematisiert:

Under the Influence(r) – Wertearbeit mit Instagram
Kim Beck, Medially – der Medienkompetenzpodcast
mehr
Erfolgreiche Partizipation in der Jugendarbeit: Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Plattform bieten am Beispiel der Anime-, Manga-, Cosplay-Convention „Chisana“ in Schweinfurt
Ines Wörner, Rosalie Willner, Patrick Weisenberger, Kommunale Jugendarbeit der Stadt Schweinfurt
Präsentation
Medienkompetenz-Workshops in der Münchner Stadtbibliothek
Melanie Teich und Lucia Congia, Münchner Stadtbibliothek
Präsentation und Handzettel
Medienkompetenzerwerb für Erziehende – Medienbildung fängt beim Personal an
Christine Aumiller und Joe Hensel, Facharbeitsgruppe Medienpädagogik der städtischen Kindertageseinrichtungen der LH München
Meinung und Fakten in den Medien unterscheiden können
Dr. Patrizia Kramliczek, „so geht MEDIEN“ von ARD, ZDF und Deutschlandradio
Präsentation und Unterrichtsmaterial
EduLARP – Live Action Roleplay als Unterrichtskonzept
Johanna Beier, LH München/ Referat für Bildung und Sport/ Pädagogisches Institut – Zentrum für Kommunales Bildungsmanagement, FB5, medienBox
zur medienBox
Podcasts – warum wir jetzt das Zuhören lieben.
Nadine Esterl, Martin Alt und Florian Lerch, medienBox des PI-ZKB FB5
Präsentation
BGL360grad: digitale Jugendarbeit im Berchtesgadener Land
Danilo Dietsch, Q3.Quartier für Medien.Bildung.Abenteuer
zur Projekt-Website

Weitere Programmpunkte:

Im Rahmen der Tagung gab es Einblicke in Die bunte Jugendmedienwelt, die das Netzwerk Interaktiv präsentierte. Jugendliche stellten aktuelle Entwicklungen vor, die Präsentationen sind hier verfügbar.

Im Abendprogramm gab es einen Digitalen Spieleabend, bei dem verschiedene kollaborative Online-Games gespielt wurde. Die Übersicht findet sich in dieser Präsentation.

Am zweiten Abend fand eine Webvideo-Watchparty statt, die Linksammlung dazu ist hier abrufbar.

Unsere Pausen-Sportübungen #FitimHomeOffice sind in einer YouTube-Playlist zu sehen.

Behind the scenes:

Das 21. Gautinger Internettreffen wurde veranstaltet vom

  • Institut für Jugendarbeit des Bayerischen Jugendrings
  • Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München
  • SIN – Studio im Netz e.V.

Alle Informationen zum Tagungsprogramm 2021 gibt es hier zum Nachlesen in der Tagungsbroschüre (PDF) sowie im Programmablauf.