Der 21. Fachtag „Kinder in der Wissensgesellschaft“ fand am 20. April 2018 in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien statt. Der jährliche Fachtag im Rahmen des Projekts „MuLa – Multimedia-Landschaften für Kinder“ richtet sich an medienpädagogisch Tätige und Interessierte.
Der Themenschwerpunkt lag in diesem Jahr auf der sprachlichen Bildung als Teil und in Kombination mit der Medienbildung.
Für die Grußworte konnten Siegfried Schneider, Präsident der BLM und Gabriele Wolfert-Fuchsreiter von der Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport, Abteilung KITA, Stadtregionsleitung West, Städtischer Träger, in Vertretung von Frau Dr. Hermann gewonnen werden.

Im ersten Impulsvortrag „Wissensgesellschaft: Wenn Lernen und Wissen zur Ressource werden“ zeigte Prof. Dr. phil Ben Bachmair die Entwicklung der historischen Lernmodelle, wie sich unsere Kultur und die Bildung im Zuge der Digitalisierung verändert hat und welche pädagogischen Optionen die Digitalisierung innerhalb der Wissensgesellschaft bieten kann. Die Entwicklung der Kinder, u.a. Wissen und Kompetenzen aufbauen und einsetzen können, steht dabei im Vordergrund. Das Lernen ist immer auch in die Lebensumstände der Kinder integriert. Zu dieser Lebenswelt gehören inzwischen auch die Tablets, als „Türöffner“ und als gemeinsamer Anlass zum Austausch. Die Folien des Vortrags finden Sie hier.

Ulrich Hierdeis, Schulleiter der Pestalozzi-Grundschule Gersthofen und Ahmet Tutam, Lehrer für Islamische Unterweisung an der Pestalozzi-Grundschule Gersthofen und Kulturdolmetscher stellten „Sprachliche Bildung in der Grundschule – Kreativen Einsatz der digitaler Endgeräte“ vor. Dabei wurden drei Projekte, die innerhalb der Grundschule stattfanden, näher beschrieben: In der „Wortschatzsuche“ entdecken Kinder mit geringen oder keinen deutschen Sprachkenntnissen zusammen in Lerntandems Sprachmarkierungen, die sie in ihrem Wortschatzbuch hinterlegen.
Bei dem „Programmieren von Tanzszenarien“ erschaffen die Kinder ihr eigenes Spiel mit Hilfe eines Erfinder-Kits wie Makey Makey und der Software Scratch. Die Kinder dokumentieren dabei ihre Lernwege und tauschen rege über Klassenstufen hinweg ihre Erfindungen und Entdeckungen aus.
Im Ballonmuseum haben die Kinder im Rahmen des Projekts „Meine Spuren im Museum“ die Exponate in eine eigene digitale Schnitzeljagd eingebunden. Diese Schnitzeljagd wird zukünftig auch allen Besuchern des Museums in Gersthofen zur Verfügung stehen. In aufgenommenen Video-Interviews setzen sich die Kinder zusätzlich mit der Thematik auseinander.
Die Projektpräsentation finden Sie hier.

Weiter ging es mit einem nicht angekündigtem Break Out-Spiel für alle Teilnehmenden. Das Überraschungsspiel erklärte Sonja Di Vetta vom SIN – Studio im Netz. Hinter dem Break Out (auch bekannt als Escape- oder Exit)-Spiel stecken mehrere zu lösende Aufgaben wie Rätsel, Puzzle oder Codes, die nacheinander beispielsweise eine Zahlenkombination ergeben. Diese Aufgaben sind meist so angelegt, dass die Gruppe dann erfolgreich ist und das Schloss knacken kann, wenn sie effektiv miteinander kommuniziert und kooperativ zusammenarbeitet. Die Methode des Break Out lässt sich für alle Themen und mit jeder Altersstufe umsetzen. In der Version für den Fachtag waren alle fünf Rätsel auf das Thema Sprache abgestimmt. In leicht abgeänderter Form konnten hier alle Teilnehmenden in einer Gruppe jeweils ein Rätsel lösen. Darunter waren ein Kreuzworträtsel, ein Synonyme-Quiz, ein rückwärtsgeschriebener Satz, der Ceasar Code, ein Zungenbrecher-Puzzle und ganz viele QR-Codes mit verschlüsselten Botschaften. Nach ein paar Minuten hatten alle zehn Gruppe ihr jeweiliges Rätsel gelöst, die Schatztruhe konnte geknackt und der Schlüssel konnte geborgen werden.

Nachdem die Teilnehmenden ihren Weg aus dem Saal freigespielt hatten, konnten sie die Angebote des App-Parcours direkt selbst ausprobieren. An den 15 Aktiv-Stationen konnten neben Apps zur gezielten Sprachbildung, auch Projekte der aktiven Medienarbeit (wie Stop Motion, Draw My Life, BookCreator und ChatterPix) erprobt werden. Außerdem konnten sowohl trendige Roboter, eine Greenscreen-Wand als auch nostalgische Geräte wie Kassettenrecorder, Blechdosen-Telefone oder auch das Morsen mit Elektro-Modulen im Selbstversuch getestet werden. Die Entwickler*innen der Lazuli-Apps hatten ebenfalls einen Stand und stellten ihre vier Apps vor. Alle vorgestellten Apps finden Sie in der Übersicht.

In der jährlichen „Aus der Praxis für die Praxis“-Einheit stellen Einrichtungen, die entweder am MuLa-Projekt teilnehmen oder anderweitig medienpädagogisch aktiv sind, erprobte Projekte vor.
Dazu durften wir Christine Aumiller, Kindheitspädagogin B.A., stellvertretende Leitung im städtischen Haus für Kinder Schussenrieder Straße 5a und Mitglied der Facharbeitsgruppe Medien begrüßen. Frau Aumiller veranschautlichte ihr Thema „Apps können mehr! Sprache mit vielen Sinnen erleben“ anhand zweier Projektbeispiele: Durch die App „Gegensätze“ und des daraus entwickelten „Gegensätze-Zuordnungsspiels“ werden Kinder motiviert ihren Wortschatz interaktiv zu erweitern und die Wortbedeutung und das Wortverständnis zu festigen.
Im Projekt „Sterntaler“ erstellten Hortkinder mit der App „iMovie“ ein eigenes Hörbuch. Sprechen, hören, lesen, Textverständnis und kreative Umsetzung des (Märchen-)Textes im Team stehen hierbei im Fokus der Förderung.

Vom städtischen Haus für Kinder Hinterbärenbadstraße 67 präsentierte Michaela Weiß ihre Stelle als Sprachfachkraft im Rahmen des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ und ihre Tätigkeiten in der Einrichtung vor. Vier Kinder aus der Einrichtung stellten zusammen mit ihrer Erzieherin und Mitglied der Facharbeitsgruppe Medien, Kathrin Grininger ihr Medienprojekt „Phantasie“ vor. In diesem multimedialen Angebot wurden von den einzelnen Kindergruppen Geschichten entwickelt, Filme gedreht, Hörspiele aufgenommen und ein Spiel konzipiert. Anschaulich präsentierten die Kinder ihre erstellten Ergebnisse in kleinen Filmen.

KABU – die Kinder-Info-App, die auch im App-Parcours begutachtet werden konnte, bietet Kindertageseinrichtungen mit dem Programm „KABU vor Ort“ die Möglichkeit, eigene KABU-Beiträge mit den Kindern zusammen zu erstellen. Dieses Programm stellte Björn Friedrich vom SIN – Studio im Netz e.V. vor. Wer daran Interesse hat, findet hier weitere Infos.

Ein gemeinsames Kahoot-Quiz zu den Themen des Tages läutete den Abschluss und die Reflexion des Fachtags ein.

Den Erfahrungshintergrund zum Austausch und zur Diskussion des Fachtages lieferte das Projekt „MuLa – Multimedia-Landschaften für Kinder“, das seit 1996 vom SIN – Studio im Netz e.V. zusammen mit dem Referat für Bildung und Sport realisiert wird.

Das Programm:

09:30 Check-In
10:00 Grußworte: Siegfried Schneider, Präsident der BLM
                                 Gabriele Wolfert-Fuchsreiter, LH München, Referat für Bildung und Sport, Abteilung KITA,
                                Stadtregionsleitung West,  Städtischer Träger, i.V. Leitung KITA
10:15 Wissensgesellschaft – Wenn Lernen und Wissen zur Ressource werden
     
      Prof. Dr. Ben Bachmair, Honorary Professor UCL Institute of Education  University of London Universitätsprofessor i.R. Universität Kassel
10:45 Sprachliche Bildung in der Grundschule – Kreativer Einsatz digitaler Endgeräte
Ulrich Hierdeis, Rektor Pestalozzi-Grundschule Gersthofen
           Ahmet Tutam, Lehrer für islamische Unterweisung, Pestalozzi-Grundschule Gersthofen
11:30 Kaffeepause
11:45 Break Out-Game und App-Parcours
12:45 Mittagessen
13:30 
Aus der Praxis für die Praxis
           Apps können mehr! Sprache mit vielen Sinnen erleben
           Christine Aumiller, Haus für Kinder Schussenrieder Straße 5a
           Sprachförderung durch Medien
           Kathrin Grininger, Michaela Weiß und Kinder aus Haus für Kinder Hinterbärenbadstr. 67
14:30 Tagungszusammenfassung und Abschluss
15:00 Ende

Veranstalter:

SIN-Studio im Netz e.V. und Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport, Pädagogisches Institut

Unterstützung:
Bayerische Landeszentrale für neue Medien und Fachgruppe Multimedia der GMK (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur in Deutschland)